Grundschule Deutsch

Die „Wortsport“-Rätsel stammen aus der Kinderzeitschrift „Gecko“, einem Magazin, das sich vor allem an Vorschul-und junge Grundschulkinder richtet. Es erscheint sechsmal im Jahr und sieht neben Bilderbuchgeschichten, Bastelideen und anderem ,Lesefutter‘ in jeder Ausgabe auch eine Seite vor, auf der vier Wort-Bild-Rätsel präsentiert werden. Das Prinzip ist immer dasselbe: Es werden zwei Aussagen zur Wahl gestellt, die sich in nur einem Wort unterscheiden (etwa Im Wald sammeln wir Scheren. Oder Beeren?) Für den Sprachunterricht interessant ist, dass sich
der Leser dabei stets zwischen zwei Wörtern entscheiden muss, die sich reimen (Scheren -Beeren). Jeder „Wortsport“-Aufgabe ist eine Illustration beigefügt, in der grundsätzlich beide Aussagen auf findige Weise miteinander kombiniert sind. Das ist nicht nur witzig, sondern hilft auch beim Verstehen. …

Wie gelingt es nun aber, dass aus dem Spiel mit Reimen und Wortbedeutungen eine Denksportaufgabe wird? Oder anders ausgedrückt: Was können die Kinder beim „Wortsport“ lernen? Eine Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Schriftspracherwerb ist die sogenannte „phonologische Bewusstheit“. Die Heranwachsenden müssen lernen, die lautliche Struktur von Sprache zu erfassen und zu differenzieren. Um das zu unterstützen, ist die Arbeit mit Reimen besonders geeignet. An einem Wortpaar wie Scheren -Beeren wird für die Kinder erfahrbar, dass sich Ähnlichkeiten in der Lautstruktur nicht auf die Bedeutungs-oder semantische Ebene übertragen lassen. Oder anders ausgedrückt: Was ähnlich kJingt, kann sehr Unterschiedliches bezeichnen. Beim Lösen der „Wortsport“-Aufgaben geht es deshalb auch darum, genau hinzuhören, die phonologischen Unterschiede der beiden Reimwörter wahrzunehmen und sich ihrer unterschiedlichen Bedeutungen bewusst zu werden. Gerade für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache stellen Wörter, die sich lautlich nur minimal voneinander unterscheiden, oft eine Verstehenshürde dar -unter anderem, weil ihnen der Kontext fehlt, um die Begriffe einzuordnen. Hier kann die Illustration des Sprachrätsels nicht nur helfen, das Verständnis zu sichern, sondern auch unbekannte Wörter so einzuführen, dass sich die Kinder buchstäblich ein Bild davon machen können. Auf diese Weise erweitern sie ihren Wortschatz und differenzieren ihr Wissen über Sprache aus. Nicht zuletzt erfahren die Kinder durch den spielerischen Rätselcharakter der „Wortsport“-Aufgaben, dass das Nachdenken über Sprache, das genaue Hinhören und Hinsehen, wichtig, spannend und sogar vergnüglich sein kann. Damit sind gute Voraussetzungen geschaffen, um die Reflexion über Sprache als nachvollziehbares und sinnhaftes Unterrichtsprinzip in der Klasse zu etablieren.